Team-Theorie der Unternehmung

Team-Theorie der Unternehmung
Koalitionstheorie der Unternehmung, Measurement-Theorie der Unternehmung. 1. Gegenstand: Die T.-T.d.U. ist mit der  Governance-Structure-Theorie der Unternehmung sowie der  Prinzipal-Agent-Theorie der Unternehmung verwandt; sie ist der  neoklassischen Theorie der Unternehmung zuzuordnen. Ein Unterschied besteht darin, dass die Austausch- und Produktionsperspektive in stärkerem Maße vereint werden und die Existenz der Unternehmung nicht (allein) auf Transaktionskosten, sondern die Teamproduktion zurückgeführt wird. Im Kern definiert dieser Ansatz die Unternehmung (genauer: Firma als legales Konstrukt) als Vertragsnexus im Sinn einer Koalition von Mitgliedern. Die Koalition besitzt wechselseitig spezifische Ressourcen gemeinsam und entlohnt dabei einige Eigentümer unspezifischer oder allgemeiner Ressourcen, deren Grenzprodukte ökonomisch nicht ermittelbar sind, nach Hilfsmaßstäben. Langfristige Verträge sind das Kennzeichen von Koalitionen, in denen die Mitglieder einerseits kooperieren, andererseits aber untereinander innerhalb der Firma im Wettbewerb stehen.
- 2. Ansatzpunkt: Koalitionenbildung verursacht Kosten (Such- und Experimentierkosten) und Erlöse. Letztere resultieren aus einer vorteilhaften Aufteilung der einzelnen Komponenten von  Verfügungsrechten auf mehrere Personen (z.B. Trennung von Eigentum und Kontrolle) sowie der Teamproduktion. Teamproduktion wird i.d.R. als  Subadditivität der Kostenfunktion interpretiert. Hieraus ergeben sich Probleme, die Grenzprodukte der einzelnen Ressourcen zu ermitteln. Teamarbeit findet statt, wenn Informationen kostspielig sind.
- 3. Abhängigkeit/Spezifität: Koalitionsmitglieder nehmen i.d.R. auch Investitionen vor, deren Wert (Amortisierbarkeit) spezifisch von der Koalition abhängt. Investitionen können spezifisch hinsichtlich der Bereitstellung anderer Ressourcen sein (Specific to), so dass deren spezifische  Quasirente (Marshall) von diesen Ressourcen beeinflussbar bzw. aneigenbar ist (Dependent). Sie können einzigartig sein, wenn der Wert anderer Ressourcen von ihnen abhängt (Dependent upon). Ressourcen können ferner gegenseitig abhängig sein (Dependent und Dependent upon). Abhängigen Ressourcen droht die Enteignung ihrer Quasirente durch das Team (Hold-up), während einzigartige Ressourcen eine Hold-up-Bedrohung für abhängige Ressourcen darstellen. Voraussetzung für diese Strategie ist aber die Möglichkeit, die Leistungsabgabe der Ressource variieren bzw. das Team tatsächlich verlassen zu können. Abhängige Ressourcen sind unabhängig von der Variierbarkeit ihres Leistungsbeitrags bedroht.
- 4. Moral Hazard: Wenn der Leistungsbeitrag einzelner Ressourcen oder Teammitglieder nicht oder nur sehr kostspielig feststellbar ist und deshalb die Entlohnung nicht anhand des tatsächlichen Grenzprodukts erfolgt, so lohnt es sich für diese, sich zu drücken (Shirking). Aus der Sicht eines Ressourcenbesitzers oder Teammitgliedes erhält dieser den vollständigen Vorteil des Sich-Drückens, während die Kosten von allen Mitgliedern getragen werden. Nicht alle Mitglieder können sich gleichermaßen drücken, weil ihre Leistung in geringerem Maße veränderlich oder leichter und billiger gemessen werden können. Ähnliches gilt auch für die Möglichkeit, unbeobachtet Ressourcen missbräuchlich zu verwenden (Plastizität). Diese Gefahr ist umso größer, je weiter der Bereich möglicher Verwendungsentscheidungen ist und je weniger diese Entscheidungen bzw. deren Folgen beobacht- und beurteilbar sind. Eine bes. plastische Ressource ist Geld.
- 5. Unternehmungsgrenze und Eigentum: Um sich vor der Ausbeutung von Quasirenten zu schützen, werden abhängige und einzigartige Ressourcen von den Eigentümern gemeinsam besessen, wodurch auch Probleme mit plastischen Ressourcen gelöst werden. Eigentümer der Unternehmung sind diejenigen, deren Vermögensposition am stärksten von der Leistung des Teams abhängt. Sie bewerten Entscheidungs- und Kontrollrechte am höchsten, um das Verhalten anderer Teammitglieder beschränken zu können.

Lexikon der Economics. 2013.

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